Steht dein Kind auch unter großem Druck? Muss das wirklich sein? Kannst du ihm davon etwas abnehmen oder besser nicht? Hier findest du einige Gedanken dazu!
Was für eine Mutter bin ich?
Helikopter-Eltern, Über-Mutter und Watte-Packer. Das bekomme ich immer mal wieder indirekt suggeriert, wenn ich von meiner Tochter erzähle. Wenn ich erzähle, dass sie gemobbt wurde, den großen Druck nicht mehr ertrug, und deshalb die Schule gewechselt hat. Oder dass es meinem Sohn in der Schule manchmal zuviel wird und er dann einen Tag zuhause bleiben darf. Dass ich damals, als er mit der ersten Fünf nach Hause kam, eine Torte gebacken habe. Er war total frustriert – und hatte sich meiner Meinung nach eine leckere Aufmunterung dringend verdient.
Manchmal erzählt mir dann jemand, wie hart es bei ihm/ihr gewesen war, unter welch großem Druck er/sie als Kind gestanden hat und was er/sie alles geleistet und durchgehalten habe. Das stimmt natürlich. Aber muss es meinem Kind deshalb genauso gehen?
„Was uns nicht umbringt, macht uns stark!“, „Durch Mühsal zu den Sternen!“ oder „Nur, weil ich soviel gelitten habe, bin ich heute das, was ich bin.“
Also, ich sage dir jetzt ganz offen, was ich von diesen Sprüchen halte: Nichts!
Aus eigener Erfahrung habe ich gelernt: Was mich nicht umbringt, kann mir trotzdem große Verletzungen zufügen. Und diese Menschen, die viel erleiden und solchen Druck aushalten mussten, weil es keine andere Wahl gab – wo wären sie heute, wenn genau das nicht gewesen wäre? Wenn sie ein Leben voller Glück hätten leben dürfen?
Stärken stärken
In meiner Weiterbildung zur Integrationspädagogin habe ich gelernt, dass es sinnvoll ist, Stärken zu stärken. Zu oft haben wir den Blick auf den Schwächen, legen den Finger darauf, bohren darin herum. Gerade auf Social Media ein unschönes Spiel. Doch dadurch verkümmert all das Wunderbare, alle Talente, die der Mensch sonst noch in sich trägt. Es ist eine Spirale nach unten. Schürt gerade bei sensiblen Kindern große Ängste, führt zu mangelndem Selbstwertgefühl …
Viel schöner ist es doch, den Blick auf das Positive zu richten. Ist es denn so schwer, mal zu sagen: „Das hast du gut gemacht?“
Der Klassenlehrer meiner Tochter in der Grundschule hat in der Abschlusszeitschrift für jedes Kind etwas Positives gesammelt. Meine Tochter wurde gekürt für das schönste Lächeln. Ein kleines Stückchen Glück, dass sie auch heute noch mit sich trägt.
Natürlich geht es hier nicht um aufgesetztes Lob. Ein A ist ein A und kein B. Kinder spüren, was ehrlich gemeint ist, und was nicht. Natürlich darf auch freundlich erklärt werden, wenn etwas falsch ist. Ich habe mich allerdings selbst dabei ertappt, wie oft und oft ich meinen Kindern gesagt habe: „Nein, das darf man nicht! Nein, lass das! Hör damit auf!“ Puh! Jetzt überlege ich erstmal, ob das wirklich schon wieder nötig ist. Versuche öfter zu sagen, was toll und richtig ist.
Ein beliebter Spruch ist auch, dass das Kind durch großen Druck auf die Welt vorbereitet wird. Die so hart und ungerecht ist. Eine Freundin schrieb mir zu diesem Thema: „Ich finde jedoch, dass es keinen besseren Schutz gibt, als liebevoll gewachsenes Selbstvertrauen.“
Und mal als Gedankenexperiment: Wenn alle Kinder lernen, auf sich selbst zu achten und nur dorthin zu gehen, wo sie fröhlich sind – wie wäre dann die Welt?
Ein Kind will lernen - auch ohne großen Druck
Grundsätzlich möchte der Mensch lernen. Kinder lernen laufen, sie lernen sprechen, ohne dass wir ständig sagen: „Also, diesen Satz musst du aber in drei Tagen auswendig aufsagen können.“
Nein, im Idealfall begleiten und loben wir ganz intuitiv jeden Schritt.
Wir lernen durch Freude – das ist schon lange kein Geheimnis mehr. Beispielsweise entwickelte Dr. Barbara L. Frederickson, Professorin für Psychologie in Norh Carolina, die Broaden-and-built-Theorie. Darin zeigt sie auf, wie gute Gefühle das Leben positiv beeinflussen.
Und schon Rudolph Steiner sagte: "Es gibt nur drei wirksame Erziehungsmittel: Furcht, Ehrgeiz und Liebe. Wir verzichten auf die ersten beiden."
Ich wünsche mir eine Gesellschaft und ein Schulsystem, in dem das voll und ganz beherzigt wird!
Mein Weg
Mein Motto ist: Durch Freude zu den Sternen!
Lernen kann Spaß machen und das Leben wunderschön und erfüllend sein! Es geht darum, an Herausforderungen zu lernen und zu wachsen, die die Kinder auch bewältigen können.
Ich möchte meinen Kindern mitgeben, dass ich sie liebe und hinter ihnen stehe – egal, ob sie gut sind in der Schule oder nicht, egal, was sie leisten oder nicht. Ich liebe sie so, wie sie sind.
Dafür werde ich mit ihrer Offenheit und ihrem Vertrauen belohnt.
Nun kann sich die Spirale nach oben drehen ...
Freude vermitteln im Spinnlabor!
Florentine Hein arbeitet als Integrationspädagogin im Kindergarten. Außerdem schreibt sie Kinderbücher, die Sabine Sauter liebevoll illustriert. Kinderbücher, die fantasievoll verpackt kleine Botschaften enthalten – Selbstbewusstsein stärken, sich selbst finden …
Auch die Freude am Lesen und Schreiben unterstützen wir mit Lesehilfen, Lesepässen und lustigen Lineaturen. Jeden Freitag gibt es ein neues Freebie!
All das entsteht im Spinnlabor! Dort fördern wir die Fantasie – denn Fantasie macht glücklich!
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